Am 11. Oktober des Jahres 1634 trat die Sturmflut, genannt die 2. Manndränke, verheerend auf. Die Insel Stand in Nordfriesland wurde zerstört, wobei viele Menschen ihr Leben verloren. In Dithmarschen wurde die ganze Marsch überschwemmt und versalzen und die Gräben zugeschlämmt. Der damalige Pastor in Eddelak Peter Bumann und sein Diacon, wahrscheinlich Stephan Schuldt, beschwerten sich darüber beim Kirchspiel. Da solche Schäden aber überall aufgetreten waren, wurde eine Entschädigung abgelehnt. Aber schon vorher hatte der sogenannte dreißigjährige Krieg auch für einige Jahre auf Holstein übergegriffen. König Christian IV. von Dänemark, dessen Bild Sie in Glückstadt vielfach bewundern und wohl manchmal auch leicht belächeln können, war als Herzog von Holstein auch Deutscher Reichsfürst. Er hatte als Führer der evangelischen Länder die Schlacht bei Luther am Barenberge verloren. Bei seiner Verfolgung kamen Tilly und Wallenstein auch nach Holstein. Während der erstere schon bei Pinneberg verwundet worden war, zog Wallenstein weiter, belagerte und zerstörte Schloß Breitenburg. Er belagerte auch Glückstadt, konnte die aber von Christian IV. als Festung ausgebaute Stadt nicht einnehmen und seine Truppen wurden später von einer Sturmflut 1628 vertrieben, retteten sich recht zerrupft zur Geest und gaben dann diese Belagerung auf. Inzwischen war aber Wallenstein 1627 nach Brunsbüttel, wo er eine Schanze baute, gekommen und bis 1629 blieb. Von dort aus beherrschte er ganz Dithmarschen. Gegen ihn brach 1628 ein Aufstand aus. Dabei wurde Friedrichshof von den aus Meldorf kommenden Aufständischen angezündet, angeblich um aus dem fernen Glückstadt Hilfe herbeizurufen, was aber nicht gelang, da dieses Zeichen dort entweder nicht bekannt war oder die durch die Belagerung geschwächten Truppen keinen Ausbruch wagten. Die Dithmarscher zogen dann von Friedrichshof durch Eddelak nach Brunsbüttel, wo sie dann allerdings geschlagen und grausam bestraft wurden. Offensichtlich hatte Wallenstein nun aber von dem rauhen Norden genug, schloß im Namen des Kaisers mit Christian IV. Frieden und zog 1629 im Juni aus Holstein ab. In südlichen Ländern zog der Krieg sich zwar noch bis 1648 hin, wirkte sich hier aber nicht mehr direkt aus.
Schlimmer wurde für Eddelak ein anderes Ereignis. Von 1644 bis 1721 führte Dänemark gegen Schweden zwölf Kriege. In ihrem Verlauf kamen schwedische Truppen 1658 auch nach Dithmarschen. Der in Rendsburg oder Flensburg geborene Sohn des dortigen Bürgermeisters, der hier als Pastor amtierende Peter Gude, hatte sich nach Brunsbüttel begeben, um dort schwedische Generäle an einer Tafelrunde von einer Brandschatzung abzubringen. Leider war es schon zu spät, denn inzwischen wurde sein an der Landscheide gelegenes Pastorat mit 60 anderen Häusern geplündert und angezündet. Aber schon 1659 wurde an derselben Stelle ein neues Pastorat erbaut. Das sind allerdings die einzigen Kriegsschäden, die mir aus der Zeit in Eddelak bekannt geworden sind, wenn man von den durch die Kriegsführung bedingten Steuerlasten absieht.
An die Familie Gude erinnert heute noch ein Wappen, das die Haustür der Familie Rohwedder auf Hof Vakenswarf ziert. Peter Boje, der von 1680 bis 1707 Kirchspielsvogt war, heiratete Gudes Tochter Dorothea. Die Wappen der beiden Familien bilden das schon erwähnte Kombinationswappen.
Wenn man das vorige Kapitel gelesen hat möchte man meinen, daß dieses Jahrhundert nur Katastrophen bot. Diesen Eindruck möchte ich hier jedoch wieder etwas zurechtrücken. Zunächst einmal entstand damals der erste Schulbau. Nach 1559 wurde auch in Dithmarschen dänisches Recht gültig und mit ihm auch die Schulordnung von 1542, die den Diacon (den 2. Pastor), der von altersher auf der Behmhusener Seite an der Kirche wohnte, verpflichtete, der Jugend Unterricht zu erteilen. Darüber waren wohl beide Seiten nicht recht erbaut, zumal solcher Unterricht in seiner kleinen Wohnung durchgeführt werden mußte. Deshalb beschloß man 1602 ein Schulgebäude zu errichten und einen Lehrer anzustellen. Es lag gegenüber der Kirche in dem Haus von Hermann Früchtenicht, in dem zur Zeit auch Frau Schuhmann ihren Country-Shop betreibt.
Mit Einführung des preußischen Schulwesens nach 1687 wurde dieses Gebäude in Privatbesitz übernommen und umgebaut. Eine neue Schule wurde in der Norderstraße gebaut (Dort ist heute ein Teil von Bernd Feichtenschlagers Geschäft untergebracht). Allerdings waren im 18. und 19. Jahrhundert schon andere Bauernschaftsschulen eingerichtet worden. 1638 erhielt die Kirche eine erste zeigende und schlagende Uhr. Ob sie gestiftet oder von der Kirchengemeinde beschafft wurde, ist mir nicht bekannt. 1640 wurde der alte prächtig verzierte Abendmahlskelch, der jetzt noch immer benutzt wird, gestiftet, und zwar wie die alten Inschriften zeigen, von
Paul Peter
Baumeister
H. Peter Bumann
Pastores
H. Richardus Beier
Kapelan
H. Claus Johann
Kaspel Vaget
1640
Er soll wahrscheinlich in Hamburg angefertigt worden sein,
Nachdem die Kirche 1621 neue Mauern erhalten hatte, wurde sie schon 1646 wohl wieder in der alten Form neu erbaut.
Das größte Werk dieses Jahrhunderts war aber 1676 der Neubau des 24 m hohen Turmes durch den Baumeister Jürgen Schmakels aus Oberndorf an der Oste (Niedersachsen). Leider kann ich über die Baukosten und die Materialherkunft nichts sagen. Es ist aber anzunehmen, daß das Bauholz noch in Form roher Stämme über die Elbe und das Fleet herangeflößt wurde. Ein Landtransport war bei den damals herrschenden Wegeverhältnissen fast ausgeschlossen. Diese Stämme mußten dann an Ort und Stelle zurechtgesägt werden, was auf hohen Böcken von je zwei Mann mit riesigen Schrotsägen durchgeführt wurde. Dabei sind die längsten Balken ca. 15 m lang und die unteren Eckpfosten bei einem Kantenmaß von etwa 32 cm aus Eiche etwa 9,50 m lang. Was müssen das für riesige und teure Bäume gewesen sein, zumal Eichen als Bauholz eben wegen dieser Kosten nach 1620 kaum mehr genommen wurde. Dieser Turm, der heute noch steht, wurde mit Schindeln gedeckt.
Er trägt eine wunderschöne Wetterfahne, 1829 (nach der Inschrift) gestiftet von Johann Carsten Boje Friedrich Piehl, Josenburg. Auf dem Ende der Wetterfahne sitzt der Turmhahn, der immer nach dem Wind ausschaut. Nehmen Sie doch bitte einmal die Zeit, sie bei sonnigem Wetter mit dem Fernglas zu betrachten und Sie werden ebenso wie ich über diese herrliche Arbeit, wahrscheinlich aus gedrehten Bronzestäben, begeistert sein.
Da im Jahre 1969, als bei einem schweren Sturm große Flächen der Schindelabdeckung herunterkamen, festgestellt wurde, daß die alten Schindeln noch mit handgeschmiedeten Nägeln befestigt worden waren, schließe ich daraus, daß dieser Stifter nicht nur die Wetterfahne, sondern gleich ein ganz neues Schindeldach gestiftet haben mag. Daraus kann man schließen, daß das jetzige Dach erst das dritte der gesamten Baugeschichte ist. Somit ergibt sich für jedes Dach eine Haltbarkeit von über 150 Jahren, was ich bei den hier herrschenden Wetterbedingungen als sehr beachtlich ansehe.