Über die ersten Jahre weiß ich nichts Besonderes zu berichten. Die schon erwähnten Kriege fanden in der Ferne statt und beunruhigten die Bevölkerung hier nicht mehr besonders. Schlimm endete jedoch das Jahr 1717, es kam die furchtbare Weihnachtsflut. Dabei war es ein goldener Herbst gewesen, aber ausgerechnet am Weihnachtsabend begann ein schwerer Sturm, der in der Nacht noch an Stärke zunahm und gegen Morgen auf Nordwest drehte. An der jetzigen Brake in Brunsbüttel war eine Entwässerungsschleuse, die zerstört wurde. So entstand einer der gefürchteten Grundbrüche, der Deich wurde hier total zerstört so daß die Wassermassen ins Land strömten und begannen, die Brake aufzuwühlen. Sie wurde dabei wesentlich verbreitert und vertieft. Außerdem verschwanden auch noch über die Hälfte aller übrigen Deiche in den brodelnden Wassermassen. Überall im Lande läuteten die Sturmglocken, mahnten und riefen um Hilfe. Aber woher sollte diese kommen. Im Kirchspiel Eddelak ertranken 32 Menschen oder starben an Erschöpfung beziehungsweise Krankheiten, die sie sich in dieser Nacht zugezogen hatten. Außerdem gingen noch 406 Pferde oder Rinder, 1183 Schafe und Schweine verloren, ferner wurden 76 Häuser weggespült oder ganz zerstört und 98 schwer beschädigt. Es war wirklich eine schlimme Zeit und erst 1721, also fast vier Jahre später, konnte ein Ersatzdeich bei Westerbüttel notdürftig fertiggestellt werden, so daß kein Salzwasser mehr ins Land eindrang.
Nun wurde es langsam besser und wie so oft hatte sich in diesen Notzeiten der Zusammenhalt der Bewohner und die Bereitschaft zu Gemeinschaftsleistung wieder sehr verstärkt. Hinzu kam, daß es zwischen 1721 und 1807 keine Kriege gab, in die Dänemark verwickelt war. In den Sturmflutzeiten war die alte Kirche wohl wieder einmal schwer beschädigt worden. 1733 schenkte der dänische König einige Hundert Mark (Eine genauere Zahl gab Johnsen nicht an). Nun entbrannte eine Diskussion darüber, ob die alte Kirche mal wieder erneuert, oder durch einen Neubau ersetzt werden sollte. Bei einem eventuellen Neubau der Kirche mußte natürlich auch beachtet werden, wieviel Einwohner die Gemeinde hatte. Nun haben wir aus früheren Zeiten wenige solcher Angaben, aber eine recht frühe will ich der Kuriosität doch einmal berichten, obgleich sie mir nur von Behmhusen bekannt ist.
Als im Jahre 1592 eine Tochter des Herzogs Adolf von Schleswig-Holstein-Gottorf ihren Bräutigam den Herzog Carl von Schweden heiraten wollte, wurde zur Aussteuerung der Braut eine einmalige Abgabe - einfacher Froichenschatt genannt - ausgeschrieben, zu welchem jeder Einwohner - je nach Vermögensverhältnissen - 1 bis 8 Schilling beizusteuern hatte. So entstanden Einwohnerlisten. Diese von Hugo Gehrts genannten Tatsachen, die sich zwar hier nur auf Behmhusen beziehen, wohl aber auch in anderen Bauernschaften zutreffen, beleuchten, welche Umstände erforderlich waren, damit solche Zahlen überliefert werden konnten.
Genauere Einwohnerzahlen, die sich auf das ganze Kirchspiel beziehen, finden wir in dem Werk: Eddelak in alter und neuer Zeit von Esch und Haack. Sie geben folgende Einwohnerzahlen wieder: Im
Jahre 1575 hatten Warfen 147, Aver de Lake (Averlak) 324, Behmhusen 157, Dingen 158 und Westerbüttel 232, insgesamt also 1.018 Einwohner. Im Jahre1631 jedoch hatte Warfen 98, Aver de Lake 202,
Behmhusen 98, Dingen 124 und Westerbüttel 158, zusammen also 680 Einwohner. In 56 Jahren entstand im Kirchspiel ein Verlust von 338 Einwohnern.
Das sind ca. 33 %.
Wie groß diese Zahlen um 1740 gewesen sind, konnte ich nicht ermitteln, doch ist zu vermuten, daß nach Beseitigung der Sturmflutgefahren wieder ein großer Zuzug in die Marsch begann und auch scheinen sich manche Brunsbüttler Einwohner vorübergehend nach Eddelak abgesetzt zu haben. Jedoch habe ich über die Zahl der Wohn- und Nebengebäude bei Hansen und Wolf einige Angaben gefunden, die auf eine Verbesserung der Wirtschaftslage nach 1740 hinzudeuten scheinen. Das mögen folgende Zahlen belegen: Um 1740 standen im Bereich des Kirchspiels Eddelak 220 Wohnhäuser mit 53 Nebengebäuden 1832 ergaben sich 338 Wohngebäude und 146 Nebengebäude. Über die Einwohnerzahl ist jedoch nichts bekannt, sie wird aber wohl entsprechend zugenommen haben. In Notzeiten schließen sich die Menschen enger zusammen, dann aber werden sie zu großen Gemeinschaftsleistungen fähig. Hier entstand daraus in Eddelak eine neue Kirche.