Zum 100-jährigen Bestehen des Eddelaker Friedhofes

von Hugo Gehrts (?) 1932

Der anläßlich der Feier zum 100jährigen Bestehen des Eddelaker Friedhofes am 25. Mai in der Kirche gehaltenen Ansprache des Ortsgeistlichen, Pastor Reimers, war folgendes zu entnehmen:

 

Auf dem früheren Friedhofe der Gemeinde, der sich auf dem Gelände um die Kirche herum befand, wurden die Leichen nach Bauerschaften, von denen jede ihr eigenes Revier hatte, gebettet. Als aber im Jahre 1801 durch die Blattern alleine 12 Kinder dahingerafft wurden, dachte man schon daran, weil der vorhandene zu klein wurde, einen neuen Friedhof zu schaffen. Aber unseren Vorfahren ging es in jener Zeit auch leidlich schlecht. Strenge Winter, Kriege, Truppenbelegung, Geldtribute und anderes mehr, verhinderten immer wieder die Herrichtung eines neuen Friedhofes. Die Landwirtschaft lag darnieder und auch den Arbeitern sowie Handel und Gewerbe ging es sehr schlecht. Infolge einer großen Hitze brach dann im Jahr 1825 in unserer Gemeinde das Wechselfieber aus. Brauchbares Trinkwasser mußte aus weiterer Entfernung, vom Friedrichshofe, herbeigeschafft werden, weil das hier vorhandene Wasser nicht mehr für die Menschen geeignet war. Aber nicht alle Leute waren imstande, sich stets frisches Trinkwasser beschaffen zu können und so kam es, daß der Tod reiche Ernte hielt. Bis zum August des unseligen Jahres 1825 starben alleine in der Bauerschaft Dingen 14 Personen, im ganzen Kirchspiel waren 80 Leichen zu verzeichnen, die auf dem alten Friedhof gebettet werden mußten. Eine Leiche aus Westerbüttel konnte nicht mehr auf dem Begräbnisplatz ihrer Bauerschaft beerdigt und mußte in dem Revier einer anderen Bauerschaft bestattet werden. Dieses war in jener Zeit infolge langer Anfragen und langwieriger Verhandlungen zwischen den Bauerschaften sehr umständlich. Die Gemeinde sah sich also notgedrungen gezwungen, für die Herrichtung eines neuen Friedhofes Sorge zu tragen. In den Jahren 1831-32, als in unserer Gemeinde Probst Schmidt und Pastor Engelbrecht amtierten, gingen unter hervorragender Mitwirkung des Landesgevollmächtigten Dührssen durch Kauf und Tausch 12 Scheffel am nördlichen Ausgang des Ortes belegener Ländereien des Landmannes Nikolaus Ohlhues und der Witwe Scheelhaase in den Besitz der Gemeinde über. Dort, wo früher der Landmann seine Furchen zog und das Vieh friedlich graste, sollten in Zukunft unsere Toten ruhen. Am 25. Mai 1832 wurde der neue Friedhof mit der Bestattung der ersten Leiche des Hausmannes Johann Jakobs aus Lehe feierlich eingeweiht. Die Chronik berichtet hierzu folgendes:

 

Der Hausmann Johann Jakobs in Lehe, Veteran aller Hausleute im Kirchspiel, des verstorbenen Peter Jakobs und der Telsche, geb. Albers, ehelicher Sohn, geb. 15. August 1741, zweimal verheiratet mit Margareth Kohlsaat und mit Katharina Kohlsaat, die ihn einige Tage überlebte. Der Verstorbene ist in seinen früheren Jahren eben nicht der stärkste gewesen, hat sich aber später sehr erholt, daß er noch in seinem 9. Jahrzehnt recht munter und flink war, immer zu Felde ging, ohne Brille las und noch im Jahre 1828 öffentlich das Abendmahl feierte. Er ist demnach alt geworden 90 Jahre und 9 Monate.

 

Auf dem Grabstein auf dem Friedhofe ist als Todestag des Hausmannes Jakobs der 25. Mai 1832 angegeben. Dieses Datum ist jedoch nicht richtig. Jakobs ist am 19. Mai 1832 verstorben und am 25. Mai beigesetzt worden. In demselben Grabe wurde ein 8 Tage altes Kind beigesetzt, worüber die Chronik berichtet:

 

"Dazu ein 8 Tage altes Kind, in demselben (Sarge) Grabe beigesetzt und absichtlich auf dem neuen Gottesacker begraben."

Am Begräbnistage des Hausmannes Jakobs, der den jetzigen Boieschen Hof in Lehe inne hatte und Vater des späteren Polizeidieners Jakobs und Großvater der Frau des vor einigen Jahren hochbetagt verstorbenen Polizeidieners Wittrock war, starb dessen Ehefrau und wurde einige Tage später neben ihm beigesetzt. Hierzu berichtet die Chronik folgendes:

 

"Trienke, oder Catharina Jakobs, geb. Kohlsaat, Tochter des Hausmannes Johann Kohlsaat auf Ostermoor und dessen Ehefrau Margaretha, geb. Peters, starb am Begräbnistage ihres Mannes, 25. Mai, beerdigt am 29. Mai. Die Verstorbene wurde sehr krank, 8 Tage vor ihres Mannes Tode setzte der Arzt an, sie schien besser zu werden, aber die Brust kochte und sie verblich des Morgens am Begräbnistage ihres Mannes, mit dem sie seit 40 Jahren zusammen lebte. Ihr Alter hat sie gebracht auf 72 Jahre."

 

Auf der Grabstätte der zuerst auf dem Friedhofe bestatteten
Leichen steht ein Grabstein mit folgender Inschrift:

 

Hier ruhen
die beiden ersten Leichen
auf diesem Friedhof

 

Johann Jakobs
aus Lehe, alt 91 Jahre
gest. 25. Mai 1832

 

Katharina Jakobs
geb. Kohlsaat, alt 72 Jahre
gest. d. 29. Mai 1832

Auf der Rückseite des Steines steht sinnvoll folgendes:

Neu und alt vereinigt sich
als der älteste Mann
verblich. Dessen Leiche
wunderbar hier die
allererste war.
Kurz darauf ward auch
seine Frau, gleichfalls
Leiche alt und grau
In dies erst Grab
gesenkt beider man
noch spät gedenkt!

Wie schon erwähnt, war der neue Friedhof unter der Amtszeit des Probsten Schmidt und des Pastors Engelbrecht zunächst 12 Scheffel groß. Im Jahre 1863, unter der Amtszeit der Pastoren Fiedler und Heinrich Tamm, wurde er nach Süden um 3 Scheffel, 3 Ruten und im Jahre 1880 während der Amtszeit der Pastoren Fiedler und Heinrich Petersen wiederum nach Süden um 54 Ar erweitert.

Auf dem neuen Friedhofe ruhen Probst Schmidt (Amtszeit in unserer Gemeinde von 1783 - 1847 = 64 Jahre), Pastor Heinrich Engelbrecht (Amtszeit hier von 1803 - 1850 = 47 Jahre), Pastor Fiedler (Amtszeit hier 38 Jahre), Pastor Heinrich Petersen (Amtszeit hier 37 Jahre), Pastor Suhr (Amtszeit hier 37 Jahre) und Pastor Deßler (Amtszeit hier 16 Jahre).

Quelle:
Brunsbüttelkooger Zeitung 1932, 31. Mai.
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