Das Eddelaker Kruzifix

Abb. 5: Kruzifix um 1520, möglicherweise eine Arbeit eines Schülers von von Veit Stoß, Nürnberg, aus der Lübecker Gegend.

In dem Bildband Dithmarschen (Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens u. Co. Heide von 1968 S. 79) schreibt Alfred Kamphausen darüber, daß eine großartige Leistung der Holzschnitzkunst, der Gekreuzigte in Eddelak, ein Werk von bestehender Schönheit ist, und daß der Künstler wahrscheinlich in Nümberg den Arbeiten von Veit Stoß begegnet sein dürfte. Diese Aussage präzisiert er noch mehr in der neuen Auflage desselben Bildbandes von 1976 (S.77). Von besonderer Großartigkeit ist das Kruzifix in der Eddelaker Kirche von etwa 1520. Zwar ist es nicht norddeutsch, das Gegenspiel des sanften Hinscheidens und des aufwirbelnden, in der Mitte locker geknoteten Lendentuches bei gebliebener Majestät des Körpers weist auf die Kunst des Nürnbergers Veit Stoß hin, die auch nach Lübeck hinüberwirkte.

Eine besondere Bedeutung gewinnt es heute durch seinen neuen Stammplatz. Durch eine Verkettung baulicher Maßnahmen bedingt, hängt es an der Südwand und wird dort vom Tageslicht nicht gerade ideal beleuchtet. Doch ergibt sich daraus allerdings andererseits, daß das im Tode friedliche Gesicht gerade zum Taufbecken hinschaut, als wollte Christus den Täuflingen zurufen: "Tragt mein Werk im Leben weiter".

Dabei war dieses Kruzifix lange Zeit überhaupt nicht im Kirchenschiff angebracht, sondern lagerte in einer verstaubten Ecke, wie Pastor Schmidt einmal berichtet haben soll (nach Johnsen). Erst spät sind Pastor und Kirchenvorstand innegeworden, welch großer Schatz ihnen darin überliefert wurde, und daß die Erhaltung lediglich dem Umstand zu verdanken ist, daß die Vorgänger aus verständlicher Scheu heraus nicht bereit waren, es zu verkaufen. Anders war es mit einer Marienfigur und Tafeln aus dem Altarschrein. Sie wurden zusammen für sechs Schilling, das ist noch nicht einmal eine halbe Mark, 1749 an den Eddelaker Tischler Klaus Johannsen, dem Vater des berühmten Jürgen Johannsen verkauft.

Ubrigens scheint es noch ein ähnliches Kruzifix zu geben, denn Wilhelm Johnsen berichtet von einer Kreuzigungsgruppe, die es in Kraak in Mecklenburg, in der Nähe von Ludwigslust, geben soll. Vielleicht ergibt sich, da die Grenze gefallen ist, die Möglichkeit einmal dorthin zu fahren und vielleicht sogar etwas über den Bildschnitzer herauszubekommen, der diese Werke geschaffen haben könnte.

Das Drape Epitaph

Abb. 6: Drape-Epitaph von 1619. Es wurde im Jahre 1984 restauriert teilweise jedoch nur konserviert. Ob es eine Arbeit von Hein Baxmann, Hamburg, ist, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen, obgleich die Buchstaben HB auf dem mittleren Kreuzesbalken darauf

Die Inschrift darauf hat folgenden Wortlaut:

 

ANO 1609, DEN 3.
AVGVSTI IS DE ERWERDIGE
VND WOLGELEDE
H. HINRICVS DRAPE
ALS HE 22 JAHR ALHIR
PASTOR GEWESEN SINES OLDERS 57 JAR GESTORVEN
VND HEFT JOHANN DRAPE
SINEN SELIGEN VADER UND SINER MODER
LVCKE DRAPEN THOR GEDECHTNISSE
DIDT EPITAPHIVM LATEN SEITEN.

 

 

Darüber steht die lateinische Jahreszahl MDCXIX also 1619 und in den beiden Feldern zwischen den Säulen finden sich die Namen:

 

Johan
Jürgen
Gesche
Dorothe
Drape
Drape
Drape
Drape
Marks
Gerdt
Anne
Elsebe
Drape
Drape
Drape
Drape
 

Diese Inschriften zieren ein sehr schönes Renaissance Epitaph, das neben dem schon besprochenen Triumphkreuz eines der wenigen Schmuckstücke der Kirche bildet. Ein Epitaph ist ein Erinnerungsstück an einen Verstorbenen, wobei damals, als es 1619 seinen Platz in der alten Kirche erhielt, die Mutter noch lebte, und man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß sie erheblich zum Zustandekommen des Werks angeregt hat, indem sie ihre Söhne recht eindringlich auf die Bedeutung einer solchen Stiftung hinwies.

Wer war Hinrich Drape?

Aus der Inschrift geht hervor, daß er, als er 1609 starb, 57 Jahre alt war, also 1552, und zwar in Hamburg - wie Johnsen festgestellt hat - geboren wurde.

Mit 35 Jahren, also 1587, kam er aus Hemmingstedt nach Eddelak, woraus meiner Meinung nach hervorgeht, daß Marschkirchspiele bei vielen Pastoren bevorzugt wurden und wie mir scheint vollkommen zu Recht, denn daß hier nach seinem Tode ein solches Kunstwerk beschafft werden konnte, deutet auf eine gesunde wirtschaftliche Lage der Familie hin. Wahrscheinlich wird der Großteil des Vermögens in Eddelak auf dem ca. 15 Hektar großen Pastoratshof an der Landscheide erwirtschaftet und erspart worden sein.

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