Die mindestens sieben Pastorate

Wann das erste Pastorat erbaut worden ist, kann ich nicht sagen, ich vermute aber, dass das 1575 gebaute Pastorat für Elhard Sager, der aus Süderhastedt nach Eddelak kam, keinesfalls das erste gewesen ist. Diese lagen alle an der Landscheide zwischen Dingen und Eddelak auf einer alten Warft innerhalb des Pastorenlandes. Es ist keineswegs eine Verbannung der Pastoren nach dort gewesen, vielmehr lebten sie recht behaglich als Bauern innerhalb ihres zugeteilten Pastoratslandes und machten im übrigen ihren Dienst abwechselnd mit den Diakonen, die bis zum Oktober 1925 hier Dienst taten. Stellen wir uns einmal solch ein Pastorat vor. Sein Grundstück lag also wie gesagt bis zum Neubau 1776 gut 1 km zu Norden der Kirche an der "Landscheide" auf einer alten Warft mit einem regelrechten Bauernhof, ein an beiden Schmalseiten ganzgewalmtes Haus ("Westerhämm" und "Osterhämm'), also mit Heckschur, einer Scheune mit Vierkanten, "Gulfen", einem "Barg" (zum "Bergen" der Vorräte, das wissen wir aus einer Rechnung, denn 1597/98 wird des Pastors "Berg" ausgebessert), dazu kamen ein Backhaus, ein Garten mit Fischteich. Er lebte also wie ein Bauer auf dem ihm zustehenden Landstreifen am Fleet (rund 10 Morgen - ca. 14-15 ha). Schon sein katholischer Vorweser hatte dort gehaust. 1647 zog Peter Gude aus Rendsburg dort ein. Dann kam die Schwedenzeit, und er bemühte sich, diese zur Vernunft zu bringen. Als er sich aber zu diesem Zweck 1658 in Brunsbüttel aufhielt, wurde sein Pastorat geplündert und mit 60 Häusern in Eddelak in Brand gesetzt. Gude bezog nun eine Notwohnung zu Osten der Kirche, konnte aber schon 1659 sein neu aufgebautes Pastorat wieder beziehen. Das war also das dritte.Ein Text! Sie können ihn mit Inhalt füllen, verschieben, kopieren oder löschen.

Abb. 16: Pastorat von 1849. Es wurde 1960 abgerissen.

Als Nachfolger für den schon genannten Pastor Hartnack, erhielt Nikolaus Boje, der 1709 in Eddelak geboren worden war, und dort 1732 Diacon und ab1744 nach Hartnacks Tode Pastor wurde, im Jahre 1746 ein neues Pastorat, das sehr schön, wenn auch nicht massiv war. Es stand allerdings nicht sehr lange, denn schon 1775 wurde es vom Blitz entzündet und verbrannte. Es war das vierte Pastorat. Noch war Boje im Dienst, aber schon stark von der Krankheit gezeichnet, die 1781 seinem Leben ein Ende setzte. Es ist daher verständlich, daß er gerne bereit war, die Landwirtschaft aufzugeben. So wurde ihm 1776 ein weiteres Pastorat an dem jetzigen Platz gebaut. Es war ein Fachwerkhaus, in dem auch seine Nachfolger Hermann Peter Huesmann und Heinrich Schmidt Dienst taten. Das war das fünfte. Erst F. L. Fidler, der seit 1847 hier amtierte, beanstandete das inzwischen wohl recht baufällig gewordene Fachwerkhaus. Für ihn wurde 1849 das schöne Biedermeierhaus, von dem noch manche Fotos vorhanden sind, erbaut. Eines dieser Fotos zeigt den einkopierten Zeppelin, einen zugkräftigen Werbegag des damaligen Fotografen. Als wir diese Fotografien für das Gemeindehaus anfertigen ließen, wurde diese "Zigarre" wieder entfernt. Es war das sechste Pastorat.

Abb. 17: Neues Pastorat von 1962. Es wurde 1983 zum Gemeindehaus erweitert.

1960-62 mußte Pastor Wolf behelfsmäßig in dem Haus wohnen, das am Fleet dem jetzigen Pastorat gegenüberlag und in dem, bzw. dessen vorherigen Bau, schon 1658-59 Pastor Gude gelebt hatte. 1962 konnte er schließlich das jetzige schöne Pastorat beziehen, in dem er noch bis zu seiner am 1.6.19761) erfolgten vorzeitigen Pensionierung wohnte. Der Stall des alten Pastorats dient bis zuletzt als Garage. Während der Amtszeit von Pastor Niechziol wurde das Siedlungsgelände "Um de Möhl" von der Kirche für 5,- DM pro qm an die Gemeinde verkauft, die sich allerdings verpflichten mußte, den alten Stall, der ja direkt in der Zufahrt stand, abzureißen. Die neue Garage, die etwas vom Pastorat abgesetzt errichtet wurde, bezahlte jedoch die Kirche. Wenn man allerdings bedenkt, daß die Erschließungskosten für das Siedlungsgelände, sowie die teilweise beträchtliche Zeit bis zum Verkauf der Grundstücke von der politischen Gemeinde finanziert werden mußte, ist der geforderte Baulandpreis durchaus gerechtfertigt. Außerdem ist fraglich, ob ein privater Anbieter bereit gewesen wäre, Bauerwartungsland für diesen Preis zu verkaufen. Die Erwartung von Pastor Niechziol, die er an den Grundstücksverkauf knüpfte, haben sich inzwischen voll erfüllt, denn von dem Wohngebiet aus haben sich die kirchlichen Aktivitäten in Eddelak erheblich erweitert. Ein weiterer Glücksfall kam hinzu. Nach einer berechtigten Vorschrift der Kirche, muß verkauftes Kirchenland durch Ersatzkäufe wieder aufgefüllt werden. Diese Vorschrift konnte damals allerdings wegen fehlender geeigneter Ländereien zunächst nicht erfüllt werden, so daß die Kaufsumme längere Jahre zu hohen Zinsraten bei den Sparkassen liegen blieb. Dadurch konnte die Kirche nach dem Kauf guten Ersatzlandes hohe Baurücklagen ansammeln. Zunächst wurde die fehlende zweite Glocke neu beschafft und dann entstand der Plan, den Platz zwischen Pastorat und Garage mit einem zweiten Gemeinderaum auszufüllen. Der Architekt Niehus in Heide erstellte einen Plan, der vom Landeskirchenamt und dem Kirchenvorstand schon gutgeheißen war. Dann kam aber jemand auf die Idee, die damals im Kirchenvorstand nicht vertretenen Frauen um Rat zu fragen. Da bekamen wir aber schlechte Noten und der Architekt mußte den Entwurf schleunigst gründlich überarbeiten, mit dem überraschenden Effekt, daß für nur 10.000,- DM Mehrkosten bei einer Bausumme von 360.000 DM ein weiterer Gemeinderaum erstellt werden konnte, der zwar etwas verwinkelt ist, seitdem aber bei den Jugendlichen immer wieder großen Anklang findet. Diese Baumaßnahme erfolgte im Jahre 1983. Am 13. August wurde Richtfest gefeiert und schon am 11. Dezember weihte Bischof Stoll aus Schleswig den Bau ein, den man jetzt mit gutem Recht als Gemeindezentrum ansprechen kann, und der immer wieder vielfältig genutzt wird. Dieses ist also das siebente Pastorat.

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1 (Anm. der Red.:) Irrtum: Nicht 01.06.1976, sondern 01.06.1974.

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